NADINE THERESA
GUTBROD
CULTURAL MAPPING | Urbaner Raum
Stadtteil Gaarden, Kiel, 2019
In diesen Arbeiten verwende ich Mapping als Instrument der Forschung und Analyse, als eine kontinuierlich
wachsende Bestandsaufnahme und Verhandlung des urbanen Raumes, des Stadtteils in Kiel-Gaarden.
Als interdisziplinäre und durchaus künstlerisch zu interpretierende Methode der Auseinandersetzung mit dem Paradigma des Raums halte ich mit Skizzen und Notizen und Tonaufnahmen auf Spazier- und Erkundungsgänge verschiedener Lebenswirklichkeiten, Alltagskulturen, geografischen Räumen, Szenerien, kulturellen Riten und Bilderwelten fest.
Hier dient das „Mapping von unten“ sowohl formalen Prozessen der Nachbarschaftsplanung als auch radikaleren Prozessen der Selbstorganisierung und -bestimmung von Bewohner*innen. Dabei fordere ich zum einen die Stadt Kiel, von der ich als Künstlerin beauftragt wurde heraus, als auch einseitige Lektüren und festgelegte Nutzungen.
Wann sind (welche) Mappings sinnvolle Instrumente der Forschung? Was zeigen sie, und was zeigen sie nicht? Inwiefern helfen diese Visualisierungen dabei, Aufklärung und Mitbestimmung zu stärken? Welche Vorteile bieten radikal subjektive, dennoch informierte Darstellungsformen?
MAPPING | Urbaner Raum
Selbstorganisierte Siedlung Karail Basti, Dhaka/Bangladesch, 2016
Um einen Ort näher kennenzulernen, muss man ihn begehen, sich dort eine geraume Zeit aufhalten, beobachten und dokumentieren, mit den dort lebenden Menschen sprechen, dann den Ort wieder verlassen,
aus der Distanz betrachten, das gesammelte Material analysieren und darüber reflektieren, um dann diesen Ort wieder erneut aufzusuchen und sehen was sich dort verändert hat.
Vor dem Hintergrund eines dreimonatigen Forschungsprojekt, welches sich mit der alltäglichen Praxis in einer selbstorganisierte Siedlung in Dhakas/ Bangladesch beschäftigt – untersuchte ich im Gehen durch die Straßen mit einem Tonaufnahmegerät die räumliche Ausdehnung. Dabei bildete sich eine Dichte verschiedenartiger akustischer Räume im gleichzeitigen Ablauf und sich darin wiederholenden Elementen ab.
Verflechtungen privater und öffentlicher Räume beschreiben den tagein-tagaus gelebten Raum der Siedlung, der in seiner Komplexität von außen anders erscheint und dessen Werte von Gemeinschaft und nachbarschaftlichem Zusammenleben kaum wahrgenommen und vonseiten der Regierung eher ignoriert werden.
Die vor Ort wahrgenommenen und erlebten Wirrungen und Irrungen auf den Straßen wurden von Zeichnungen und Schrift in gewebtes Papier übersetzt.
Nach einer 3-monatiger Recherche über das alltägliche Leben in der selbstorganisierten Siedlung »Karail Basti« wurden die dabei entstandenen künstlerischen Arbeiten – Fotografien, Illustrationen, Zeichnungen und Kunsthandwerk – einer Gruppe deutscher und bengalischer Künstler*innen gemeinsam in einem leerstehenden Laden der Siedlung kuratiert und ausgestellt.